Die Struktur der Macht und offene Qellen um sie zu ändern

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Die Struktur der Macht

Was steht nun einer Etablierung einer Weltethik entgegen? Warum macht die Menschheit sich nicht auf, auf einen Zustand zuzustreben, in dem alle Menschen sicher, frei und in Selbstbestimmung leben können?

Neben dem Bewusstsein, dass solch ein Zustand schwer oder auch gar nicht zu erreichen ist und dem daraus resultierenden Mangel an Mut diesen Schritt ins Ungewisse zu wagen, sind es vorrangig die Besitzverhältnisse und damit die Strukturen der Macht, die einem solchen Schritt fundamental entgegenstehen.

Anfang des 21. Jahrhunderts leben wir in einer spätkapitalistischen Gesellschaft. Wie in allen kapitalistischen Gesellschaften gibt es eine klare Aufteilung der Machtverhältnisse. Es gibt eine besitzende Klasse, der die Produktionsmittel gehören und die damit die Kontrolle über alle gesellschaftlichen Strukturen wie Staat, Militär, Polizei, Medien, Infrastruktur usw. hat. Zum anderen gibt es eine besitzlose Klasse in dem Sinne, dass ihr die Produktionsmittel nicht gehören, dass sie lediglich zum Mehrwertnutzen eines Anderen “arbeiten” kann und somit von Gewinn, Sinn und Erfolg ihres eigenen Arbeitsprozesses ausgeschlossen ist.

Es besteht also, nach wie vor, eine Klassengesellschaft. Schaut man in den globalen Verhältnissen nach, ist das Heer an Sklaven und Proletariern (also Menschen, denen nicht mehr bleibt als sich zu reproduzieren) nicht zu übersehen. Doch auch in den wohlhabenden Industriegesellschaften bleibt die Trennung in Besitzende und Besitzlose klar erhalten, wenn auch oft durch Tand und Privilegien verdeckt.

Entscheidend ist also, die Besitzverhältnisse zu ändern und die Mittel für die gesellschaftliche Produktion aus den Händen der Wenigen zu befreien. Die klassischen proletarischen Bewegungen der letzten 2 Jahrhunderte, waren überzeugt, dass es eine Art historisches Recht gäbe, dass diese Macht nun in die Hände der Arbeiter gelegt werden müsse.

Wir befinden uns jetzt aber an der Schwelle zu einer vollkommen digitalisierten Weltgemeinschaft. Das bedeutet aber auch, dass die Produktionsmittel, die bis jetzt die Basis der Machtstrukturen dieser Gesellschaft bildeten, ebenfalls digitalisiert sind. Die materiellen Voraussetzungen jeder Produktion (Werkzeuge, Maschinen, Fabriken) sind inzwischen untrennbar mit einem virtuellen Raum verknüpft. Einem Raum, der theoretisch unendlich teilbar und unendlich reproduzierbar ist und obwohl er auf materiellen Voraussetzungen beruht, selbst nicht als Materie fassbar ist.

Eine der Grundideen einer Gesellschaft der offenen Quellen ist, dass der virtuelle Raum so eng mit der mechanischen Welt der Produktion verknüpft ist, dass gewissermaßen ein neues Werkzeug entsteht. Der virtuelle, digitale Teil des Werkzeuges dominiert dabei den materiellen Teil. Wenn es also gelänge, die Machtverhältnisse im digitalen Raum in völlig neue Zusammenhänge zu setzten, würde das auch die materiellen Machtverhältnisse ändern.

Entscheiden dabei ist, dass diese Macht dabei nicht in neue Hände gelegt werden soll, sondern als offene Quelle für jeden Menschen nutzbar, veränderbar und wiederverwendbar sein muss.

Bei der Software gibt es daher folgende Open Source Definition(4):

  • Die Software (d. h. der Quelltext) liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor
  • Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden
  • Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden

Auf unsere realen Machtverhältnisse in einer digitalen Welt angewandt, heißt das: die Werkzeuge der Macht, also die Produktionsmittel, dürfen von jedem Menschen, zu jedem Zweck benutzt und verändert werden. Einzige Bedingung ist, dass die veränderten Werkzeuge wiederum frei benutzt und verändert werden dürfen. Dass diese Definition in einer klassischen, materiellen Welt Nonsens ist, leuchtet schnell ein. Anders sieht das aus, wenn man davon ausgeht, dass Materie und virtueller Raum untrennbar miteinander verschmelzen. Dann sind diese 3, an sich unspektakulären, Forderungen gesellschaftlicher Sprengstoff.

Zu Ende gedacht verspricht dieser Prozess, aufgrund der permanenten Veränderbarkeit, sowohl die subjektive individuelle Freiheit als auch, aufgrund der permanenten Rückkopplung, volle Teilhabe am gesellschaftlichen Prozess als solches.

AUS

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Das Jahr des Linux Desktop und ich werde nostalgisch

Ich habe auf meinem Spiele/Arbeitsrechner damals Linux Mint installiert, weil ich zu faul war was einzurichten
und ich bin immer wieder verblüfft, wie smooth und entspannt das läuft. jetzt seit Jahren klaglos, ohne dass ich das
Betriebssystem überhaupt mitbekomme. Mint ist wirklich eine bemerkenswerte Weiterentwicklung, weil es einfach für alle geeignet
ist. Vor allem für Gelegenheits- und Seltensenutzer, die von Computern nichts verstehen wollen, was ich voll verstehe.

Ich bin ja aus politischen Gründen zu Linux gewechselt, (das war noch vor Ubuntu irgendeine OpenSuse Version aus der Zeitung). Für mich ist das Antikapitalismus und Selbstermächtigung. Ich habe Microsoft immer gehasst und Apple ist wie von Twitter zu Bluesky wechseln (sorry also was für Idioten).

Inzwischen muss man nicht mehr wissen, was hinter der Oberfläche geschieht, um Linux zu benutzen. Seit Valve das Steamdeck erfunden hat und alle Spiele klaglos auf jeder Linuxmaschine laufen, bringt sogar die ct’ lustige Hipster VLogs wie geil man doch Linux pimpen und modden kann. Niemand muss mehr auf die Konsole, aber es ist cool, dass man es kann. Die Zeiten ändern sich, mag ich!

Die Vorteile sind inzwischen so fundamental, Linux hat lange alle anderen abgehängt, sowohl optisch als auch technisch. Auch die Programme sind einfach mega professionell (und das waren sie weiß Allah/JHWH nicht immer). Ich liebe es. Es wird, seien Nimbus “wir Linuxer gegen den Reste der Welt” verlieren. Es wird Zeit!

Die Dialektik der Freiheit

aus: Radikale Aufklärung

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Die Dialektik der Freiheit

Wenn die Freiheit also unser höchstes Gut ist und wir nicht auf sie verzichten können ohne unser Dasein als Mensch aufzugeben, wie gehen wir dann mit ihr um? Freiheit bedeutet auch Gefahr.

Das ist die verwirrende Ambivalenz, die der Freiheit innewohnt. Wenn wir die Freiheit nicht beschneiden können, ohne sie zu verlieren, aber als Menschen auch nicht ohne Vertrag leben können, der das Recht des Stärkeren in seine Schranken weist und Willkür und Selbstjustiz verhindert, was können wir dann also tun, um dieses Paradoxon der Freiheit zu lösen?

Seit Aristoteles gibt es dazu eine rationale, wissenschaftliche Methode, um als Menschheit weder in Unmündigkeit noch in Willkür zu leben. Die Ethik. Im Gegensatz zur Moral, die ihre eigene Negation ist und als Unmoral den Zustand des Anderen, Verachtenswerten beschreibt, ist Ethik die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen.

Schon die vorsokratischen Sophisten sahen es als untragbar an, dass der Mensch als Vernunftwesen und mit freiem Willen ausgestattet, sich lediglich von Traditionen, Konventionen und Regelwerken leiten lässt.

Aristoteles erhebt dies in den Stand einer Wissenschaft, die uns erlaubt, rational, empirisch einen Gesellschaftsvertrag zu entwickeln und immer wieder zu verhandeln. Die Ethik setzt den Menschen als grundsätzlich vernunftbegabt und reflexionsfähig voraus. Wäre er das nicht, hätte er nie den Bereich der naiven Sensualität und Mystik verlassen können und wäre, wie ein Tier, lediglich seinen Trieben und Instinkten ausgeliefert.

Die Basis der Ethik bildet die Tugend. Im Gegensatz zu den Behauptungen in Offenbarungen und in Despotien gibt es keine transzendenten, vor der menschlichen Vernunft festgelegten Regeln. Moses 10 Gebote widersprechen jeder Wissenschaft und sind unethisch. Nicht im Inhalt, denn den gilt es zu verhandeln, sondern in ihrer gottgegebenen Unumstößlichkeit.

Die Verfassungen, die wir heute als Grundlage einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft erwarten, sind alle nicht von Gottes Gnaden oder durch den Geistesblitz eines einzelnen Menschen entstanden. Sondern in einem historischen Prozess erkämpft und verhandelt worden. Unser Zusammenleben ist ein Resultat dieses ethischen Prozesses.

Doch was bedeutet das für eine im Umbruch begriffene, globalisierte, digitalisierte Welt. Eine Welt, in der Nationalstaaten keine Rolle mehr spielen (auch wenn sich alle panisch daran klammern), in der Sprachbarrieren wegfallen und eine permanente Echtzeitkommunikation stattfindet?

Was man klar sagen kann ist, dass sich eine radikale Änderung vollzieht. Dass die alten Regeln, Gesetze und Verfassungen, dass der alte Gesellschaftsvertrag neu verhandelt werden muss. Ethik ist also die Wissenschaft der Stunde!

Bereits die Marxisten im 19. Jahrhundert haben versucht, eine Weltethik zu erschaffen. Sie nannten das Internationalismus, ein Wort, was Nationalismus schon im Namen trägt. Die Situation im 21. Jahrhundert ist eine andere, willkürliche Grenzen lösen sich auf, eine echte Weltgemeinschaft entsteht.

Und um das zu meistern, um eine Weltethik zu entwickeln, benötigen wir Werkzeuge, die uns das ermöglichen. Diese müssen, ganz im marxschen Sinne, Werkzeuge der Selbstermächtigung sein. Digitale Strukturen dürfen nicht in den Händen Einzelner oder Firmen oder Nationen liegen. Die Struktur muss frei sein.

Dass eine ethische Grundlage der Digitalisierung geschaffen werden muss, war klugen, vernunftbegabten Menschen schon von Anfang an klar. Die Basis des Informationszeitalters und des digitalen Wandels beruht auf Software. Neben den heute noch dominierenden proprietären Systemen und Programmen entstand schon früh die Open-Source-Software. Eine Software, die niemandem gehört, die von allen weiter entwickelt werden kann und die volle Freiheit garantiert und perfekt geeignet ist als ethisches Werkzeug einer neuen Gesellschaft.

Open-Source-Software ist also kein technisches Phänomen, sondern ein ethisch, politisches. Eine Struktur für unsere Zukunft.

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12. Kapitel Radikale Aufklärung – Individuelle Kryptografie

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Individuelle Kryptografie

In der klassischen Vertragstheorie à la Rousseau oder Hobbes, also im Kontraktualismus, geht man davon aus, dass sich eine Gesellschaft aus einem Urzustand entwickelt. In diesem Urzustand gibt es noch keine Gesellschaft und keinen Vertrag, es ist ein Zustand des amoralischen Rationalismus, in dem jeder Mensch auf sein eigenes Wohl achten muss, um zu überleben. Es ist die Konstellation “aller gegen alle”. Entsteht die Gesellschaft aus einem Urzustand, finden wir einen fairen Ausgangszustand vor oder profaner, im Zweifel kann jeder jeden töten. Ungleichheit entsteht erst mit Besitz.

Eine Gesellschaft wird nach dieser Theorie durch einen Vertrag (Kontrakt) gebildet, dieser Vertrag entsteht aus Notwendigkeit. Nun muss man die Vertragstheorie nicht teilen, sie zeigt aber gut, unter welchen Voraussetzungen (neue) Gesellschaften entstehen.

Auch heute stehen wir vor einer Neuverhandlung einer Gesellschaft. Allerdings nicht aus einem Urzustand, sondern als Übergang von der bürgerlichen in eine digitale Gesellschaft. Von einem fairen Ausgangszustand kann keine Rede sein, da die untergehende, spätmoderne, akkumulierte Gesellschaft in extremen Maße von Ungleichheit geprägt ist. Diese extreme Ungleichheit bildet sich, wie bereits gezeigt, durch die Entstehung digitaler Monopole schon in der neuen Gesellschaft ab.

Der Zustand des amoralischen Rationalismus (Hobbes nennt das “homo homini lupus” – der Mensch ist, dem Menschen ein Wolf) ist dagegen heute leicht zu beobachten. Der gesamte digitale Raum ist ein “militarisierter” Bereich. Im Zweifel greift jeder jeden an, es gibt praktisch keine Region, in der man sicher ist. Sobald man ein Gerät mit dem Internet verbindet, ist es öffentlich und angreifbar. Jeder gemütliche Nachmittag, mit Tablet und Smart TV auf dem Sofa, findet eigentlich mit geöffneter Geldbörse und in Unterwäsche auf dem Marktplatz statt.

Die überkommenen Monopole der kapitalistischen Gesellschaft sind nicht nur amoralische Akteure (wie alle anderen), sondern sie sind Wölfe auf dem Weg zum neuen Leviathan(6). Wölfe mit enormer Macht.

Um eine Gesellschaft ohne den Zustand des amoralischen Rationalismus sowie der monopolisierten Ungleichheit zu erreichen, benötigen wir auch da Werkzeuge. Werkzeuge, die nicht den Zustand “Aller gegen alle” grundsätzlich beenden wollen, sondern ihn anerkennt und in der Struktur unschädlich macht.

Dieses Werkzeug ist die Kryptografie. Kryptografie gibt es, seit sich die Menschen als widerstreitende Gruppen entgegenstehen. Nicht wenige Kriege wurden gewonnen, in dem die eigenen Informationen für den Feind unverstehbar verschlüsselt wurden bzw. die Informationen des Gegners entschlüsselte werden konnten. Da wir uns im digitalen Raum (und in der daraus resultierenden Informationsgesellschaft) in einer “militarisierten” Zone befinden, ist Verschlüsselung der eigenen, privaten Informationen für jeden Akteur essenziell und für ein freies, selbstbestimmtes digitales Leben unerlässlich.

Das bedeutet, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Recht auf individuelle Kryptografie erkämpft werden muss. Individuell bedeutet in dem Zusammenhang, dass die Ver- und Entschlüsselung der eigenen Informationen nur durch das einzelne Individuum vorgenommen werden kann. Es gibt also keine Zwischeninstanzen. Im Klartext liegt die Information nur bei den individuellen Akteuren vor, an die sie auch gerichtet ist. Man nennt das Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Da wir uns in der Übergangsphase von bürgerlicher zu digitaler Gesellschaft befinden, tobt ein Kampf um das Recht auf individuelle Kryptografie. Dieser Kampf wird so erbittert und brutal geführt, dass sich in der Umgangssprache der Begriff “Cryptowars”, also kryptografischer Krieg, eingebürgert hat.

Die Gegner der Kryptografie sind, wie zu erwarten, das etablierte, digitale Monopol sowie die überkommenen Strukturen der spätbürgerlichen Gesellschaften wie Staat und die, die alten Machtstrukturen verteidigenden, Exekutiven. Begründet wird diese Reaktion meist nicht mit Machterhalt, sondern mit der Schlechtheit der Menschen. Die Menschheit müsse überwacht werden, weil sie sich sonst zerstöre. Heiliges Mantra und Dreifaltigkeit ist in diesem Zusammenhang oft “Terroristen, Nazis, Kinderschänder” und die populistische Drohung, dass wir ohne patriarchalen Schutz diesen pathologischen Phänomenen schutzlos ausgeliefert wären. Gemeint ist aber eine kollektive Vorverurteilung aller, als Machtinstrument.

Wie oben gezeigt, geht auch die individuelle Kryptografie von amoralischen Akteuren aus, zeigt aber deutlich, dass der Schutz vor dem amoralischen Rationalismus der anderen nur der Schutz der eigenen Informationen sein kann. Ebenso ist es entscheidend, um mit den überkommenen, kapitalistischen Machtstrukturen der alten Epoche zu brechen.

(6)Thomas Hobbes: Leviathan. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 978-0-521-56797-8.

11. Kapitel Radikale Aufklärung – Föderal, Dezentral

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Föderal, Dezentral

George Orwell, einer der tiefgründigsten und einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts, beschreibt in seinem ikonischen Buch “1984”(5) eine Welt eines zentralistichen Totalitarismus, der die Gesamtheit des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens durchdringt. Auch wenn es sich bei seinem Buch um einen Roman handelt, ist es doch eine scharfsinnige Analyse der spätmodernen Massengesellschaften.

Dass dies keine reine Fiktion ist und wie fatal sich das innerhalb und außerhalb der besagten Gesellschaften auf die Menschen auswirkt, haben viele, teils grausamste Beispiele in der jüngsten Geschichte bewiesen. Basis dieser Totalitarismen sind sowohl in Orwells Vision als auch in den realen geschichtlichen Ausführungen stets ein radikaler Zentralismus. Ein Zentralismus, der keinen Platz lässt, für eine individuelle Selbstverwirklichung oder ein pluralistisches Gesellschaftsmodell, was den Widersprüchen und Eigenheiten einer komplexen, modernen Massengesellschaft Rechnung trägt.

Es ist also davon auszugehen, dass sich in der Tendenz alle unübersichtlichen, entfremdeten Gesellschaften, auf Zentralismus und Totalitarismus zubewegen. Da dies früh erkannt wurde, beruhen die meisten frühen, bürgerlichen und liberalen Verfassungen auf einer Idee des Föderalismus, Dezentralismus und Individualismus.

Auch die entstehende digitale Gesellschaft hat diese totalitäre Tendenz. Heute dominieren wenige und als Monopol vereinte Tech-Companys einen Großteil des Internets und das in einem totalitären Sinn. Nicht nur sind alle digitalen Plattformen und damit alle dort stattfindende Kommunikation und soziale Interaktion unter der Kontrolle besagtem Monopols, sondern auch die Endgeräte und die technische Struktur sind weitestgehend nicht in der Hand derer, die sie benutzen müssen.

Dass damit eine umfassende Kontrolle und Überwachung im orwellschen Sinn stattfindet, ist heute gut bewiesen und dokumentiert und einem Großteil der Menschen bekannt. Damit bewegt sich die digitalisierte Gesellschaft auf dieselben Fatalismen zu, wie es die spätbürgerliche Gesellschaft getan hat. Höchstwahrscheinlich mit denselben grausamen Konsequenzen. Wir müssen also was tun.

Auch da geben uns die offenen Quellen und die offene Software mächtige Werkzeuge an die Hand. Eine der herausragenden Grundlagen dieser Struktur ist der Dezentralismus. Wie oben beschrieben, können die offenen Quellen von jedem Menschen beliebig manipuliert und verändert werden. Sie können damit an die eigenen Bedürfnisse oder die einer Gruppe angepasst werden, ohne dabei die Interessen der anderen Gruppen oder Individuen zu gefährden.

Besonders deutlich wird das bei der zwischenmenschlichen, sozialen Interaktion der Einzelnen. Diese hat sich heute zu einem sehr großen Teil in den digitalen Raum verlagert. Diese Art der Kommunikation ist besonders sensibel und schützenswert, da es sich hier um die Privatsphäre der Menschen handelt, die definitionsgemäß eben nicht für eine Öffentlichkeit bestimmt ist. Es ist leicht einzusehen, dass dieser Schutz der Privatsphäre in einem totalitären, zentralisierten digitalen Raum, wie wir ihn heute vorfinden, nicht möglich ist. In einer Totalität ist alles, auch die privateste Kommunikation, per se öffentlich.

Gelöst werden kann das Problem nur durch eben jene Dezentralisierung der dahinterliegenden Struktur. Ausgehend von der open source Bewegung entsteht zurzeit das sogenannte föderierte Internet (in der Alltagssprache oft Fediverse genannt). In dieser Föderation wird davon ausgegangen, dass sich z.B. die soziale Kommunikation im digitalen Raum auf wenige Standardprozeduren beschränkt. Diese werden als offene Standards definiert und von jedem Akteur im föderierten Netz akzeptiert. Dies führt zu einem enorm hohen Maß an individueller Freiheit und konsequenter Privatheit.

Schauen wir uns als Beispiel die sogenannten sozialen Medien an. In den sozialen Medien findet ein Großteil der privaten Kommunikation statt. Diese Medien sind heute in monopolistischer, totalitärer Hand. Diese Kommunikation beruht aber in der Struktur auf wenigen normierten Handlungen. So gibt es das Publizieren oder Posten, das Kommentieren anderer Publikationen, das Bekräftigen oder Liken, das Weiterpublizieren der Inhalte anderer, das sogenannte Teilen oder die direkte Kommunikation, das Chatten usw.

Beruhten also diese Handlungen auf offenen, für jeden Akteur nachvollziehbaren Standards, wäre es möglich, dass jede unabhängige Instanz, die sich an diese offenen Standards hält, mit jeder beliebigen anderen Instanz mit gleichen Standards auf oben gezeigt Art kommunizieren kann.

So wäre es in einem extremen Fall denkbar, dass jeder einzelne Mensch auf eigener Hardware eine solche Instanz als private Instanz betreibt und trotzdem fähig wäre, mit den anderen Instanzen zu kommunizieren. Da die Voraussetzungen Strukturen dieser Art zu betreiben nicht für jeden Menschen gegeben sind, könnten gesellschaftliche Akteure wie Vereine, Kommunen, Universitäten, einzelne Gruppen oder Individuen diese offene Struktur betreiben.

Da die dahinterliegende Software und die vereinbarten Normen als offene Quellen vorliegen, können sie auch von allen genutzt werden. Föderal, dezentral.