Freiheit und Solitarität

Ich habe in den letzten Monaten sehr viele Laptops mit Linux bestückt. Die Menschen sind es, glaube ich, leid. Vor allem die “Casual” Nutzer, die ihren Rechner nur neben ihrem Handy haben und einfach mal surfen, spielen oder schreiben wollen. Den ist ja (meist) traditionell egal, dass sie ausspioniert werden, aber Windows und die ganze Bloatware sind inzwischen so extrem aufdringlich, quasi unhöflich, dass sich da niemand mehr zu Hause fühlt.

Ich habe da absolut Linux Mint schätzen gelernt! Ich benutze es inzwischen sogar selbst. Es ist so gut durchdacht und simple. Ideal für Menschen, die keinen Bock auf Computer haben. Es hält sich im Hintergrund und ist super intuitiv. Ich habe das bei Leuten installiert, die das Drücken des Einschaltknopfes als Zumutung empfinden und hatte Angst, dass die mich alle 2 Tage anrufen. Es war dann so, da sich angerufen habe, ob alles in Ordnung ist. Es war alles in Ordnung!

Hier unten installiere ich es gerade bei einer Hauptschülerin, die ein Freund von mir betreut. Der Rechner ist alt, die Familie sehr arm. Aber die Scheiße läuft. Das Hauptproblem war, welches Manga Bild als Wallpaper infrage kommt.

Danke, liebe Mint Devs! Das ist einfach geil!!

 

Nihilismus und Bumsvallera

Mir wird ja ab und zu unterstellt ich würde mich nicht genug anstrengen, alles wäre so super ich könne das nur mit meinem krankhaftem Nihilismus nicht sehen. Doch ich seh das, ich würde auch lieber Bumsvallera in dunklen Kellern veranstalten (das sollte man auch nicht vernachlässigen 😉 )  Aber es gibt auch die Arbeit des Herren, die nehme ich ernst. Es ist ein wenig anders als ich das selbst erwartet habe, aber es wirkt. Heute fragen mich Universitäten (und das ist kein Scheiß), wie es weitergehen soll. Tja weiß ich auch nicht, mein Nihilismus ist gar nicht krankhaft, der ist gesund.

Die Dialektik der Freiheit

aus: Radikale Aufklärung

Eine Welt der offenen Quellen von A.E. Freier

Die Dialektik der Freiheit

Wenn die Freiheit also unser höchstes Gut ist und wir nicht auf sie verzichten können ohne unser Dasein als Mensch aufzugeben, wie gehen wir dann mit ihr um? Freiheit bedeutet auch Gefahr.

Das ist die verwirrende Ambivalenz, die der Freiheit innewohnt. Wenn wir die Freiheit nicht beschneiden können, ohne sie zu verlieren, aber als Menschen auch nicht ohne Vertrag leben können, der das Recht des Stärkeren in seine Schranken weist und Willkür und Selbstjustiz verhindert, was können wir dann also tun, um dieses Paradoxon der Freiheit zu lösen?

Seit Aristoteles gibt es dazu eine rationale, wissenschaftliche Methode, um als Menschheit weder in Unmündigkeit noch in Willkür zu leben. Die Ethik. Im Gegensatz zur Moral, die ihre eigene Negation ist und als Unmoral den Zustand des Anderen, Verachtenswerten beschreibt, ist Ethik die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen.

Schon die vorsokratischen Sophisten sahen es als untragbar an, dass der Mensch als Vernunftwesen und mit freiem Willen ausgestattet, sich lediglich von Traditionen, Konventionen und Regelwerken leiten lässt.

Aristoteles erhebt dies in den Stand einer Wissenschaft, die uns erlaubt, rational, empirisch einen Gesellschaftsvertrag zu entwickeln und immer wieder zu verhandeln. Die Ethik setzt den Menschen als grundsätzlich vernunftbegabt und reflexionsfähig voraus. Wäre er das nicht, hätte er nie den Bereich der naiven Sensualität und Mystik verlassen können und wäre, wie ein Tier, lediglich seinen Trieben und Instinkten ausgeliefert.

Die Basis der Ethik bildet die Tugend. Im Gegensatz zu den Behauptungen in Offenbarungen und in Despotien gibt es keine transzendenten, vor der menschlichen Vernunft festgelegten Regeln. Moses 10 Gebote widersprechen jeder Wissenschaft und sind unethisch. Nicht im Inhalt, denn den gilt es zu verhandeln, sondern in ihrer gottgegebenen Unumstößlichkeit.

Die Verfassungen, die wir heute als Grundlage einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft erwarten, sind alle nicht von Gottes Gnaden oder durch den Geistesblitz eines einzelnen Menschen entstanden. Sondern in einem historischen Prozess erkämpft und verhandelt worden. Unser Zusammenleben ist ein Resultat dieses ethischen Prozesses.

Doch was bedeutet das für eine im Umbruch begriffene, globalisierte, digitalisierte Welt. Eine Welt, in der Nationalstaaten keine Rolle mehr spielen (auch wenn sich alle panisch daran klammern), in der Sprachbarrieren wegfallen und eine permanente Echtzeitkommunikation stattfindet?

Was man klar sagen kann ist, dass sich eine radikale Änderung vollzieht. Dass die alten Regeln, Gesetze und Verfassungen, dass der alte Gesellschaftsvertrag neu verhandelt werden muss. Ethik ist also die Wissenschaft der Stunde!

Bereits die Marxisten im 19. Jahrhundert haben versucht, eine Weltethik zu erschaffen. Sie nannten das Internationalismus, ein Wort, was Nationalismus schon im Namen trägt. Die Situation im 21. Jahrhundert ist eine andere, willkürliche Grenzen lösen sich auf, eine echte Weltgemeinschaft entsteht.

Und um das zu meistern, um eine Weltethik zu entwickeln, benötigen wir Werkzeuge, die uns das ermöglichen. Diese müssen, ganz im marxschen Sinne, Werkzeuge der Selbstermächtigung sein. Digitale Strukturen dürfen nicht in den Händen Einzelner oder Firmen oder Nationen liegen. Die Struktur muss frei sein.

Dass eine ethische Grundlage der Digitalisierung geschaffen werden muss, war klugen, vernunftbegabten Menschen schon von Anfang an klar. Die Basis des Informationszeitalters und des digitalen Wandels beruht auf Software. Neben den heute noch dominierenden proprietären Systemen und Programmen entstand schon früh die Open-Source-Software. Eine Software, die niemandem gehört, die von allen weiter entwickelt werden kann und die volle Freiheit garantiert und perfekt geeignet ist als ethisches Werkzeug einer neuen Gesellschaft.

Open-Source-Software ist also kein technisches Phänomen, sondern ein ethisch, politisches. Eine Struktur für unsere Zukunft.

6. Kapitel Radikale Aufklärung – Die Struktur der Macht

Radikale Aufklärung –> Alle Kapitel

Die Struktur der Macht

Was steht nun einer Etablierung einer Weltethik entgegen? Warum macht die Menschheit sich nicht auf, auf einen Zustand zuzustreben, in dem alle Menschen sicher, frei und in Selbstbestimmung leben können?

Neben dem Bewusstsein, dass solch ein Zustand schwer oder auch gar nicht zu erreichen ist und dem daraus resultierenden Mangel an Mut diesen Schritt ins Ungewisse zu wagen, sind es vorrangig die Besitzverhältnisse und damit die Strukturen der Macht, die einem solchen Schritt fundamental entgegenstehen.

Anfang des 21. Jahrhunderts leben wir in einer spätkapitalistischen Gesellschaft. Wie in allen kapitalistischen Gesellschaften gibt es eine klare Aufteilung der Machtverhältnisse. Es gibt eine besitzende Klasse, der die Produktionsmittel gehören und die damit die Kontrolle über alle gesellschaftlichen Strukturen wie Staat, Militär, Polizei, Medien, Infrastruktur usw. hat. Zum anderen gibt es eine besitzlose Klasse in dem Sinne, dass ihr die Produktionsmittel nicht gehören, dass sie lediglich zum Mehrwertnutzen eines Anderen “arbeiten” kann und somit von Gewinn, Sinn und Erfolg ihres eigenen Arbeitsprozesses ausgeschlossen ist.

Es besteht also, nach wie vor, eine Klassengesellschaft. Schaut man in den globalen Verhältnissen nach, ist das Heer an Sklaven und Proletariern (also Menschen, denen nicht mehr bleibt als sich zu reproduzieren) nicht zu übersehen. Doch auch in den wohlhabenden Industriegesellschaften bleibt die Trennung in Besitzende und Besitzlose klar erhalten, wenn auch oft durch Tand und Privilegien verdeckt.

Entscheidend ist also, die Besitzverhältnisse zu ändern und die Mittel für die gesellschaftliche Produktion aus den Händen der Wenigen zu befreien. Die klassischen proletarischen Bewegungen der letzten 2 Jahrhunderte, waren überzeugt, dass es eine Art historisches Recht gäbe, dass diese Macht nun in die Hände der Arbeiter gelegt werden müsse.

Wir befinden uns jetzt aber an der Schwelle zu einer vollkommen digitalisierten Weltgemeinschaft. Das bedeutet aber auch, dass die Produktionsmittel, die bis jetzt die Basis der Machtstrukturen diese Gesellschaft bildeten, ebenfalls digitalisiert sind. Die materiellen Voraussetzungen jeder Produktion (Werkzeuge, Maschinen, Fabriken) sind inzwischen untrennbar mit einem virtuellen Raum verknüpft. Einem Raum, der unendlich teilbar und unendlich reproduzierbar ist und obwohl er auf materiellen Voraussetzungen beruht, selbst nicht als Materie fassbar ist.

Eine der Grundideen einer Gesellschaft der offenen Quellen ist, dass der virtuelle Raum so eng mit der mechanischen Welt der Produktion verknüpft ist, dass gewissermaßen ein neues Werkzeug entsteht. Der virtuelle, digitale Teil des Werkzeuges dominiert dabei den materiellen Teil. Wenn es also gelänge, die Machtverhältnisse im digitalen Raum in völlig neue Zusammenhänge zu setzten, würde das auch die materiellen Machtverhältnisse ändern.

Entscheiden dabei ist, dass diese Macht dabei nicht in neue Hände gelegt werden soll, sondern als offene Quelle für jeden Menschen nutzbar, veränderbar und wiederverwendbar sein muss.

Bei der Software gibt es daher folgende Open Source Definition(4):

  • Die Software (d. h. der Quelltext) liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor
  • Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden
  • Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden

Auf unsere realen Machtverhältnisse in einer digitalen Welt angewandt, heißt das: die Werkzeuge der Macht, also die Produktionsmittel, dürfen von jedem Menschen, zu jedem Zweck benutzt und verändert werden. Einzige Bedingung ist, dass die veränderten Werkzeuge wiederum frei benutzt und verändert werden dürfen. Dass diese Definition in einer klassischen, materiellen Welt Nonsens ist, leuchtet schnell ein. Anders sieht das aus, wenn man davon ausgeht, dass Materie und virtueller Raum untrennbar miteinander verschmelzen. Dann sind diese 3, an sich unspektakulären, Forderungen gesellschaftlicher Sprengstoff.

Zu Ende gedacht verspricht dieser Prozess, aufgrund der permanenten Veränderbarkeit, sowohl die subjektive individuelle Freiheit als auch, aufgrund der permanenten Rückkopplung, volle Teilhabe am gesellschaftlichen Prozess als solches.

(4) Quelle -Wikipedia “Definition der Open Source Initiative” – https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source

 

ORIGINAL https://word.undeadnetwork.de/die-struktur-der-macht

4. Kapitel Radikale Aufklärung – Freiheit, unser höchstes Gut?

Radikale Aufklärung

https://word.undeadnetwork.de/freiheit-unser-hochstes-gut

Freiheit, unser höchstes Gut?

Descartes, Spinoza, Rousseau und Kant und allen anderen großen Vordenkern und Philosophen der europäischen Aufklärung ist eines gemeinsam (und damit zentral im aufklärerischen Denken), die Selbstbestimmtheit des Menschen. Der Mensch hat ein “Naturrecht”, ein Menschenrecht, was ihm sozusagen in die Wiege gelegt wird. Der Mensch wird mit einem freien Willen geboren und hat damit das natürliche Recht, eigene Entscheidungen zu treffen und über sich selbst zu entscheiden.

Kant fasste, in seinem Essay “Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“(3), die Idee der Aufklärung mit “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.” zusammen. Die Idee der Unabhängigkeit von Kirche, Autoritäten und Monarchen ist seither zentraler Bestandteil jeder modernen, bürgerlichen Gesellschaft.

Im Gegensatz zur Moderne, die ein rein gesellschaftliches, europäisches Produkt ist, scheint die Aufklärung ein, der gesamten Menschheit innewohnender, Prozess der universellen Emanzipation zu sein. Freiheit ist nicht verhandelbar. Freiheit ist ein Menschenrecht.

Der größte Feind der Freiheit scheint die Angst zu sein. Im Gegensatz zur Freiheit ist die Unmündigkeit kein Naturgesetz, sondern Unmündigkeit muss erworben werden. Seit der Antike fragen sich denkende Menschen, warum es möglich ist, dass sich immer wieder Wenige über die Vielen erheben können und denen ihren Willen aufzwingen. Für die Vielen wäre es ja ein Leichtes, Monarch oder Herr zum Teufel zu jagen.

Neben der Apathie, ist es immer wieder die Angst, die die Menschen in Knechtschaft hält. Angst vor dem Ungewissen, Angst vor dem Feind, vor Krankheiten, Seuchen, Gott oder den Dämonen. All diese Ängste sind antiaufklärerisch, da sie immer auf einen irrationalen Kern abzielen. Die europäische Aufklärung stellte dem Irrationalismus ein empirisches, rationales Denken entgegen, welches alle auf der Erde erkennbaren Phänomene als eine Abfolge von Ursache und Wirkung beschreiben könnte. Das bedeutet, dass alles im Ende untersuchbar, kategorisierbar und damit erklärbar wird. Angst hat da keinen Platz und kann nur Teil der individuellen Erfahrung sein, hat aber keinen allgemeingültigen Stellenwert.

Der Rationalismus ist, wie oben gezeigt, keineswegs unwidersprochen. Aber alle unseren moderne, hochtechnologischen Industriegesellschaften beruhen auf dem Wissen, dass jede Wirkung auch eine Ursache hat.

Aber gilt das noch in unserer Zeit? Ist es wünschenswert, dass der Einzelne frei entscheidet? Angesicht der Bedrohungen der heraufkommenden Epoche? Angesichts von Klimaerwärmung, Seuchen und unüberschaubaren Konflikten? Ist nicht ein voraufklärerischer Dualismus, ein klares Einteilen in Gut und Böse viel besser geeignet für die Herausforderung der Zukunft als ein freier Wille, der uns am Ende ins Verderben stößt?

Diese Sicht auf die Welt ist am Anfang des 21. Jahrhunderts stark verbreitet. Nietzsche nennt das, nicht ohne Grund, Sklavenmoral. Ein simpler moralischer Determinismus, der die Welt mit einem einfachen Gut/Böse Konzept erklären kann, ist in jedem Fall reaktionär. Viele der zeitgenössischen Verfechter dieses ideologischen Dualismus halten sich keineswegs für ein Teil der Reaktion, sondern als Wegbereiter einer unbekannten Zukunft. Bezeichnenderweise beinhaltet diese Ideologie einen Mythos des Neuanfangs und das Ende der Geschichte. Konsequent dualistisch wird das Wissen der Menschheit als “traditionelles Wissen” kategorisiert und als überholt und zukunftsunfähig dargestellt. Die Frage, ob Kinder in Deutschland noch in der Schule Goethes Faust lesen sollten, wurde schon gestellt.

Wenn man kurz nachdenkt, würde leicht auffallen, dass dieses Denken das Ende der Vernunft fordert und selbst jedem irrationalen, religiösen Idealisten die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.

Wieso sollte gerade jetzt, wo die Welt vor enormen Herausforderungen steht, die Geschichte nicht mehr gelten? Ist Jesus zurückgekommen? Hat sich eine Maya-Prophezeiung erfüllt? Wieso sollten gerade jetzt Unmündigkeit und Konformität Garanten zur Lösung nie dagewesener gesellschaftlicher Veränderungen sein? Oder ist es heute nicht umso wichtiger, die Dinge zu hinterfragen und zu einem selbstbestimmten Urteil zu gelangen?

Dank Hegel haben wir ein ausgezeichnetes (wenn auch zugegeben schwer zu bedienendes) Werkzeug bekommen, die Welt in ihrer Widersprüchlichkeit und verwirrenden Gesamtheit zu beschreiben. Die Dialektik. Das ist unser Schatz, unser großer Vorteil. Niemals sollten wir das aufgeben. Schon gar nicht für einen vorsteinzeitlichen, techno-gnostischen Dualismus à la Silicon Valley, der uns früh übers Smartphone mitteilt, was heute gut oder böse ist. Nieder mit der Unmündigkeit, ein Hoch auf die Freiheit!

“Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.”

(3) Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift, 1784

Kannibalisierung vs. Commons – Digitale Souveränität der Kampf um Freiheit und Demokratie IV

Heute mach ich mal weiter mit meiner Serie “Digitale Souveränität”. und zwar mit der Frage wie kommen wir den da raus aus der Misere?

Es empfiehlt sich meine anderen Artikel zum Internet und dem Digitalen zu lesen. Die findet ihr hier  —> ALLE ARTIKEL


Kannibalisierung vs. Commons

Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, ist das Internet eigentlich nicht in Privatbesitz. Aufgrund der Struktur des Internets, nämlich als eine Vernetzung souveräner Individuen, gehört das Internet niemandem. Es ist also das was man als Allgemeinbesitz oder Commons bezeichnet, ähnlich wie die Luft oder die Erde. (warum das so ist und nicht anders sein kann, lest ihr wie zuvor erwähnt, in den vorangegangen ARTIKELN)

Wie kommt es nun, dass sich das Internet und das Digitale heute als Privatbesitz weniger Firmen darstellt? Man muss es ganz klar sagen: Es ist Diebstahl! Auf mindestens 2 Arten stehlen Microsoft, Apple, Google und Co. Wissen und Ressourcen, die uns eigentlich allen gehören. Zum einen ist da die Software selber. Es ist keineswegs so, dass Microsoft das “Betriebssystem” erfunden hätte. Diese komplexe Software zum Steuern und Bedienen von Maschinen ist eine Leistung vieler, vieler Menschen, Forschungseinrichtungen und Firmen. Eine unglaubliche Leistung der Menschheit! Microsoft und Google und Apple usw. exploitieren das lediglich und das schamlos und aggressiv. Natürlich haben diese Firmen Neues geschaffen und praktische Ansätze entwickelt, aber in Wirklichkeit ging es von Anfang an um eine Monopolisierung und Kannibalisierung von Wissen, das die Allgemeinheit die Weltgesellschaft hervorgebracht hat und was ihr auch gehört.

Der zweite Diebstahl beruht auf dem ersten und ist ebenfalls an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Der zweite Diebstahl betrifft eure Daten. Seit Snowden ist das einer größeren Öffentlichkeit bewusst, aber alles ist ja so geblieben. Dadurch dass die Software die wir benutzen gewissermaßen zu 100 % Privatpersonen gehört (und das betrifft sowohl die Software die ihr auf euren Geräten, Telefonen und Laptops benutzt als auch die Tools, die ihr im Internet benutzt wie Messanger, soziale Netzwerke, Suchmaschinen und Kaufportale). Wenn ich nichts unternehme, werde ich zu 100 % ausspioniert, registriert und in der Folge auch manipuliert und von meiner eigenen Existenz (die sich ja heute im Digitalen sublimiert) ausgeschlossen und entfremdet. Ich bin also nicht mehr “Herr im Hause” bin von mir selber getrennt und diene einem “großen Anderen” dem übermächtigen Internet, was nur die Hohepriester des Silicon Valley beherrschen können und mich zu einer Drohne ohne freien Willen deklassieren können.

Das ist so nicht hinnehmbar und widerspricht einer offenen, demokratischen Gesellschaft zutiefst! Wie so oft in der Geschichte musste die Freiheit erkämpft werden und an dem Punkt sind wir heute wieder ohne Zweifel. Aber wie machen wir das? Wo und wie kämpft man heute für die Freiheit und die Demokratie?

Das Wichtigste ist, und dazu soll auch diese Serie beitragen, sich klarzumachen, dass hier keine göttlichen Wesen agieren. Alles, was hier geschieht, beruht auf simpler Software. Software, die von Menschen geschrieben wird und die tut, was Menschen wollen. Auch die sog. Künstliche Intelligenz trägt diesen Namen zu Unrecht. Es ist ein Algorithmus, eine vom Menschen erstellte Berechnung. Dumm wie Brot! Nichts davon ist übermenschlich! Alles das lässt sich verstehen, berechnen und nutzen. All das ist Wissen der Menschheit! All das gehört UNS!

Und genau da liegt auch der Ansatz und die Lösung. Wenn alles nur Software ist und diese Software von uns verstanden wird und uns gehört, können wir die auch als Commons, als frei zugängliches Wissen der Menschheit benutzen. Natürlich ist nicht jeder Mensch Informatiker und soll das auch nicht sein. Um dieses Wissen zu bündeln und für alle zugänglich zu machen entstand schon vor vielen Jahrzehnten, als sich abzeichnete, dass das der Kapitalismus exploitieren und kannibalisieren wird, die sog. “Open Source” Bewegung.

Für viele ist “Open Source” so eine Art Freeware. Software, die nichts kostet und auch nicht so wirklich gut ist. Das ist eine verbreitete Sicht aber die ist falsch. “Open Source” ist eine politische Haltung. “Open Source” ist Selbstermächtigung. Es gibt 1000 Arten von freier Software, von kommerziell bis anarchistisch, von gut bis böse, von sinnvoll bis sinnlos. Ein was ist allen gemein, die Software ist frei zugänglich für jeden. Der Quellcode ist für jeden einsehbar und manipulierbar, wiederverwendbar. Einzige Bedingung ist oft nur, dass die Weitergabe der manipulierten Software ebenfalls “Open Source” sein muss. Ich übernehme mal die Definition von wikipedia.de (ein klassisches Open-Source-Projekt)

  • Die Software (d. h. der Quelltext) liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor
  • Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden: Für Open-Source-Software gibt es keine Nutzungsbeschränkungen, weder bezüglich der Anzahl der Benutzer, noch bezüglich der Anzahl der Installationen. Mit der Vervielfältigung und der Verbreitung von Open-Source-Software sind auch keine Zahlungsverpflichtungen gegen einen Lizenzgeber verbunden. Es wird typischerweise nur die Weitergabe des Quelltextes gefordert.
  • Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden: Durch den offengelegten Quelltext ist Verändern ohne weiteren Aufwand für jeden möglich. Weitergabe der Software soll ohne Lizenzgebühren möglich sein. Open-Source-Software ist auf die aktive Beteiligung der Anwender an der Entwicklung geradezu angewiesen. So bietet sich Open-Source-Software zum Lernen, Mitmachen und Verbessern an.

Was das bedeutet und wie wir so unsere Freiheit zurückbekommen können, darum soll es in den nächsten Artikeln gegen. From Freedom Came Elegance!

Alice und Bob und die Armee der Finsternis. Digitale Souveränität der Kampf um Freiheit und Demokratie III

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Alice und Bob haben einen Server

Das ist praktisch. Alice setzt eine schöne Website auf und Bob sendet 20 E-Mails pro Tag an Alice. Da das langweilig wird, beschließen beide ihre Freunde und die Familie an den Server anzuschließen. Ein Netz entsteht. Man sieht hier, dass unser jungfräuliches Internet schon einen ersten Schönheitsfehler bekommt. Der Server ist zentral. Und Bob ist der Administrator. Also sind nicht mehr alle gleich, sondern Bob kann entscheiden, wer was sehen darf und Bob kann auch die E-Mails von Alice an ihre Mutter lesen. Aber ein Server ist praktisch und für ein funktionierendes Internet unerlässlich, außerdem ist Bob in Ordnung und lässt Alices E-Mails in Ruhe.

Da das aber noch kein “World Wide Web” ist, sondern höchsten ein Intranet, gibt es viele, viele tausende Server, die sich zum WWW World Wide Web zusammenschließen. Und so können Alice und Bob und alle anderen an jeden in der Welt E-Mails und Nachrichten versenden und all die bunten Webseiten von überall auf der Welt anschauen.

 

 

Und hier endet nun der schöne Teil der Geschichte. Denn so frei und anarchistisch war das Internet zwar mal, aber das währte nur kurz und dann kam die Armee der Finsternis und verschlang alles.

Auch wenn scheinbar fast alle Menschen riesiges Vertrauen in die Technologiekonzerne haben und die Monopolisierung des öffentlichen Raumes (und in einem digitalen Zeitalter, in dem wir uns offensichtlich befinden, ist das Internet der öffentliche Raum) ungerührt und fast mit Freude hinnehmen, steht es schlecht bestellt um Demokratie, die freie Rede und den Pluralismus. In so einer Welt steht es schlecht um die Freiheit. Warum das so ist und warum wir uns dagegen auflehnen müssen, soll im Weiteren der Gegenstand sein.

Das Internet von heute wird beherrscht von einer Handvoll Konzernen. Diese Konzerne sind nicht einfach kommerzielle Anbieter, die lediglich ihre Werbung verkaufen wollen und etwas Geld verdienen, sondern sie bilden ein Monopol, was das gesamte Leben der Menschen durchdringt und beeinflusst. Seit Snowden wissen wir zudem, dass sich die wichtigsten Techkonzerne zu PRISM zusammen geschlossen haben und damit sehr wohl ein “staatlicher” Akteur sind. Das heißt, sie sind sehr wohl ein politischer, ideologischer Apparat und unverschämt viel Geld verdienen sie auch noch. Ein Akteur, der schafft, dass du dieses oder jenes Produkt kaufst, schafft auch, dass du gegen dieses oder jenes Land Krieg führen möchtest. Des Weiteren ist durch die allumfassende Überwachung aller Aktivitäten, die die Menschen im Internet veranstalten (und mit ALLE Aktivitäten sind auch wirklich ALLE gemeint) eine ungeahnte Möglichkeit zu Klassifikation der Menschen und damit zur gezielten Manipulation gegeben.

Jetzt sind wir im Jahre 2021 .. niemand hat PRISM bis jetzt gestoppt

Um zusehen, wie tief das bis in unsre privatesten Nischen geht, braucht man sich nur mal die 4 “Großen” anzuschauen. Google, Microsoft, Facebook und Apple. Jede Suchanfrage läuft über die 4, jeder Chatverlauf, fast jede E-Mail wird gelesen, so gut wie jede Website hat Tracker, jedes Video, einfach alles. Sobald ihr ein Gerät ans Netz lasst, ist es nicht mehr eures. Es gehört dann Microsoft oder beim Telefon wohl Google oder (und das machts nicht besser) Apple. Skype, WhatsApp, Zoom, euer Browser, alles alles alles gehört PRISM, wird vom militärisch-industriellen Komplex überwacht, gesteuert, manipuliert, gespeichert, ausgewertet.

Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern da geht es um unsere Gesellschaft und um unsere Zukunft, da geht es schlicht und ergreifend um unsere Demokratie! Die ist mehr als in Gefahr. Im Moment haben wir das alles Aufgeben. Wir leben in völlig undemokratischen Verhältnissen. Verhältnisse, die die Zivilgesellschaft eigentlich niemals dulden würde. Die Jakobiner hätten Bill Gates den Kopf abgetrennt, heute gilt er manchen regelrecht als Held (habt ihr noch nie einen Endzeitfilm gesehen? Der Böse spendet immer großzügig an Waisenhäuser. Daran erkennt man ihn schon fast)  Aber Spaß beiseite es geht nicht um Einzelpersonen, das ist ein System, das ist das System!

Wir müssen uns also, wie schon so oft in der Menschheitsgeschichte, Selbstermächtigen, wir müssen uns Emanzipieren (und damit ist NICHT gemeint, dass mehr Frauen in die Chefetagen der Konzerne sollten). Wir müssen unsere Freiheit selbst in die Hand nehmen. Der digitale Raum IST nun der öffentliche Raum und dort brauchen Menschen die Kontrolle, sonst ist es eben wie jetzt und wir werden kontrolliert und manipuliert und ..fuck!

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Was ist das? Internet? Digitale Souveränität der Kampf um Freiheit und Demokratie II

Was ist das? Internet?

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Ein entscheidendes Grundproblem unsere Zeit, scheint zu sein, dass wir eine neue Aufklärung brauchen. Eine Aufklärung über die Selbstermächtigung in einer durch und durch vernetzten Welt.

Für viele Menschen ist das Internet eine Black-Box, undurchdringlich, so was wie Schwarze Magie auf jeden Fall macht es Angst. Das Internet zu benutzen heißt eigentlich immer bestimmte Programme (gern auch Apps genannt) zu öffnen ohne zu wissen, was die eigentlich tun, was eigentlich passiert im Hintergrund, hinter den bunten Bilder, die man anklicken kann um etwas “zu bekommen”. Filme, Nachrichten, Chats, Bilder, Musik, Meinungen, all das wird heute über das Internet übertragen. Manch einer kennt sich aus, kann Reichweite auf Twitter erzeugen, schneidet tolle Videos für YouTube, streamt das Leben in 4K, kennt Tipps und Tricks wie der Akku im Telefon länger hält doch die eigentliche Funktion des Digitalen bleibt so unberührt und unerkannt. Aber eigentlich ist das ganz einfach. Das Internet ist schon alt und beruht bis heute auf relativ simplen Prinzipien. Die kann jeder verstehen, Informatikerin muss da niemand sein. Schauen wir uns das mal an.

Die Grundidee

Die Grundidee des Internets ist super einfach: Rechner werden über ein Kabel (oder heute natürlich auch über ein Funkprotokoll wie Wi-Fi, LTE usw.) miteinander verbunden. Traditionell nennt man die zwei Rechner, die sich miteinander verbinden wollen, Bob und Alice. Also machen wir das auch.

Im simpelsten Internet der Welt verbindet also Bob seinen Computer mit einem Kabel mit dem Computer (Laptop, Smartwhatever) von Alice und kann nun eine Textdatei an Alice senden oder für sie freigeben. (Warum es eine Textdatei ist? Im Digitalen ist alles eine Textdatei, da es ja erstmal eine Maschine lesen können muss und die kennt nur 0 und 1 ist also binär und so lässt sich am Ende jedes Signal, Bild, Ton auf eine lange Kette von Nullen und Einsen reduzieren, ist somit ein Text) Bob schickt Alice also einen Text.

Da aber zwei Leute im Normalfall noch kein Netz sind, ist die eigentliche revolutionäre Idee viele, viele Rechner miteinander zu verbinden. Das jungfräuliche Internet sieht dann schon  wie ein Netz aus, so wie wir uns das vorstellen. Alle die teilnehmen sind erst einmal gleichberechtigt, alle können Dateien senden und empfangen oder für andere zur Ansicht auf ihrem eigenen Rechner freigeben. Alice muss also Bobs Datei nicht herunterladen, sondern kann sich den Text von Bobs Datei  auf ihrem Telefon durchlesen, obwohl sie noch auf Bobs Festplatte gespeichert ist.

Das wäre ein schönes, gleichberechtigtes Netz. Alle können Ersteller und/oder Konsument sein und alle haben die Hoheit über ihre Daten. Denn nur Bob entscheidet ob Alice seine Datei durchlesen kann oder nicht. Dass unser derzeitiges digitales Monster sehr weit von diesem idealen Urzustand entfernt ist, sollte einleuchten. Zumindest wollen wir das hier zeigen. Ähnlich wie der Ur-kommunismus ist das Ur-internet eine schöne Utopie, die in der Realität nicht vorkommt (obwohl es aus dem radikal-dezentralen Umfeld durchaus Ideen in diese Richtung gibt, dazu später mehr).

Aber warum ist dann unser Internet nicht einfach so? Zum einen hat diese Struktur einen extremen Nachteil. Die Verfügbarkeit. Will Alice Bob eine Nachricht senden, muss Bobs Computer angeschaltet und mit dem Netz verbunden sein also alle Teilnehmer müssten im Idealfall immer online sein. Das war, bis zum massenweisen Aufkommen der Smartphones, eher nicht denkbar. Des Weiteren entstanden mit der Zeit zwei wichtige und mächtige Prinzipien, die das Internet zu dem machen, was es heute ist. Das ist zum einen die E-Mail und, wesentlich wichtiger, der Hyperlink. Der Hyperlink würde auch noch gut in unserer idealen digitalisierten Welt funktionieren, aber spätestens die E-Mail braucht einen Server.

Ein Server ist, ganz simpel gesagt, ein Computer mit einer besonders großen Festplatte und er ist ein Computer, der immer angeschaltet und immer online ist. Bob und Alice haben nun einen Server, einen Computer, auf den beide zugreifen können, unabhängig, ob der Andere gerade online ist oder nicht. Bob versendet seine Textdatei an Alice also erst an den Server, die lagert dort und Alice kann später entspannt darauf zugreifen, ohne dass Bob online sein muss. Das ist das Prinzip nach dem die E-Mail funktioniert (und heute natürlich tausender anderer Anwendungen). Oder Bob legt eine Datei auf dem Server ab und Alice schaut sie sich nur an. Das geschieht standardmäßig über ein Programm, den sog. Browser. Das ist also das Prinzip nach dem die Website funktioniert. Nötig sind dafür die Hyperlinks. Denn der Hyperlink ermöglicht überhaupt erst mal, dass Alice, mit vertretbarem Aufwand, Bobs Datei überhaupt findet. Die Datei hat also eine Adresse. Das sind die zwei entscheidenden Prinzipien im digitalen Raum – das Zurschaustellen (Freigeben) von (Text)Dateien sowie das Übertragen von (Text)Dateien.

Das alles geschieht über einen Server! Alice und Bob haben also einen Server.

 

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