Kannibalisierung vs. Commons – Digitale Souveränität der Kampf um Freiheit und Demokratie IV

Heute mach ich mal weiter mit meiner Serie “Digitale Souveränität”. und zwar mit der Frage wie kommen wir den da raus aus der Misere?

Es empfiehlt sich meine anderen Artikel zum Internet und dem Digitalen zu lesen. Die findet ihr hier  —> ALLE ARTIKEL


Kannibalisierung vs. Commons

Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, ist das Internet eigentlich nicht in Privatbesitz. Aufgrund der Struktur des Internets, nämlich als eine Vernetzung souveräner Individuen, gehört das Internet niemandem. Es ist also das was man als Allgemeinbesitz oder Commons bezeichnet, ähnlich wie die Luft oder die Erde. (warum das so ist und nicht anders sein kann, lest ihr wie zuvor erwähnt, in den vorangegangen ARTIKELN)

Wie kommt es nun, dass sich das Internet und das Digitale heute als Privatbesitz weniger Firmen darstellt? Man muss es ganz klar sagen: Es ist Diebstahl! Auf mindestens 2 Arten stehlen Microsoft, Apple, Google und Co. Wissen und Ressourcen, die uns eigentlich allen gehören. Zum einen ist da die Software selber. Es ist keineswegs so, dass Microsoft das “Betriebssystem” erfunden hätte. Diese komplexe Software zum Steuern und Bedienen von Maschinen ist eine Leistung vieler, vieler Menschen, Forschungseinrichtungen und Firmen. Eine unglaubliche Leistung der Menschheit! Microsoft und Google und Apple usw. exploitieren das lediglich und das schamlos und aggressiv. Natürlich haben diese Firmen Neues geschaffen und praktische Ansätze entwickelt, aber in Wirklichkeit ging es von Anfang an um eine Monopolisierung und Kannibalisierung von Wissen, das die Allgemeinheit die Weltgesellschaft hervorgebracht hat und was ihr auch gehört.

Der zweite Diebstahl beruht auf dem ersten und ist ebenfalls an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Der zweite Diebstahl betrifft eure Daten. Seit Snowden ist das einer größeren Öffentlichkeit bewusst, aber alles ist ja so geblieben. Dadurch dass die Software die wir benutzen gewissermaßen zu 100 % Privatpersonen gehört (und das betrifft sowohl die Software die ihr auf euren Geräten, Telefonen und Laptops benutzt als auch die Tools, die ihr im Internet benutzt wie Messanger, soziale Netzwerke, Suchmaschinen und Kaufportale). Wenn ich nichts unternehme, werde ich zu 100 % ausspioniert, registriert und in der Folge auch manipuliert und von meiner eigenen Existenz (die sich ja heute im Digitalen sublimiert) ausgeschlossen und entfremdet. Ich bin also nicht mehr “Herr im Hause” bin von mir selber getrennt und diene einem “großen Anderen” dem übermächtigen Internet, was nur die Hohepriester des Silicon Valley beherrschen können und mich zu einer Drohne ohne freien Willen deklassieren können.

Das ist so nicht hinnehmbar und widerspricht einer offenen, demokratischen Gesellschaft zutiefst! Wie so oft in der Geschichte musste die Freiheit erkämpft werden und an dem Punkt sind wir heute wieder ohne Zweifel. Aber wie machen wir das? Wo und wie kämpft man heute für die Freiheit und die Demokratie?

Das Wichtigste ist, und dazu soll auch diese Serie beitragen, sich klarzumachen, dass hier keine göttlichen Wesen agieren. Alles, was hier geschieht, beruht auf simpler Software. Software, die von Menschen geschrieben wird und die tut, was Menschen wollen. Auch die sog. Künstliche Intelligenz trägt diesen Namen zu Unrecht. Es ist ein Algorithmus, eine vom Menschen erstellte Berechnung. Dumm wie Brot! Nichts davon ist übermenschlich! Alles das lässt sich verstehen, berechnen und nutzen. All das ist Wissen der Menschheit! All das gehört UNS!

Und genau da liegt auch der Ansatz und die Lösung. Wenn alles nur Software ist und diese Software von uns verstanden wird und uns gehört, können wir die auch als Commons, als frei zugängliches Wissen der Menschheit benutzen. Natürlich ist nicht jeder Mensch Informatiker und soll das auch nicht sein. Um dieses Wissen zu bündeln und für alle zugänglich zu machen entstand schon vor vielen Jahrzehnten, als sich abzeichnete, dass das der Kapitalismus exploitieren und kannibalisieren wird, die sog. “Open Source” Bewegung.

Für viele ist “Open Source” so eine Art Freeware. Software, die nichts kostet und auch nicht so wirklich gut ist. Das ist eine verbreitete Sicht aber die ist falsch. “Open Source” ist eine politische Haltung. “Open Source” ist Selbstermächtigung. Es gibt 1000 Arten von freier Software, von kommerziell bis anarchistisch, von gut bis böse, von sinnvoll bis sinnlos. Ein was ist allen gemein, die Software ist frei zugänglich für jeden. Der Quellcode ist für jeden einsehbar und manipulierbar, wiederverwendbar. Einzige Bedingung ist oft nur, dass die Weitergabe der manipulierten Software ebenfalls “Open Source” sein muss. Ich übernehme mal die Definition von wikipedia.de (ein klassisches Open-Source-Projekt)

  • Die Software (d. h. der Quelltext) liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor
  • Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden: Für Open-Source-Software gibt es keine Nutzungsbeschränkungen, weder bezüglich der Anzahl der Benutzer, noch bezüglich der Anzahl der Installationen. Mit der Vervielfältigung und der Verbreitung von Open-Source-Software sind auch keine Zahlungsverpflichtungen gegen einen Lizenzgeber verbunden. Es wird typischerweise nur die Weitergabe des Quelltextes gefordert.
  • Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden: Durch den offengelegten Quelltext ist Verändern ohne weiteren Aufwand für jeden möglich. Weitergabe der Software soll ohne Lizenzgebühren möglich sein. Open-Source-Software ist auf die aktive Beteiligung der Anwender an der Entwicklung geradezu angewiesen. So bietet sich Open-Source-Software zum Lernen, Mitmachen und Verbessern an.

Was das bedeutet und wie wir so unsere Freiheit zurückbekommen können, darum soll es in den nächsten Artikeln gegen. From Freedom Came Elegance!