Alice und Bob haben einen Server
Das ist praktisch. Alice setzt eine schöne Website auf und Bob sendet 20 E-Mails pro Tag an Alice. Da das langweilig wird, beschließen beide ihre Freunde und die Familie an den Server anzuschließen. Ein Netz entsteht. Man sieht hier, dass unser jungfräuliches Internet schon einen ersten Schönheitsfehler bekommt. Der Server ist zentral. Und Bob ist der Administrator. Also sind nicht mehr alle gleich, sondern Bob kann entscheiden, wer was sehen darf und Bob kann auch die E-Mails von Alice an ihre Mutter lesen. Aber ein Server ist praktisch und für ein funktionierendes Internet unerlässlich, außerdem ist Bob in Ordnung und lässt Alices E-Mails in Ruhe.
Da das aber noch kein „World Wide Web“ ist, sondern höchsten ein Intranet, gibt es viele, viele tausende Server, die sich zum WWW World Wide Web zusammenschließen. Und so können Alice und Bob und alle anderen an jeden in der Welt E-Mails und Nachrichten versenden und all die bunten Webseiten von überall auf der Welt anschauen.
Und hier endet nun der schöne Teil der Geschichte. Denn so frei und anarchistisch war das Internet zwar mal, aber das währte nur kurz und dann kam die Armee der Finsternis und verschlang alles.
Auch wenn scheinbar fast alle Menschen riesiges Vertrauen in die Technologiekonzerne haben und die Monopolisierung des öffentlichen Raumes (und in einem digitalen Zeitalter, in dem wir uns offensichtlich befinden, ist das Internet der öffentliche Raum) ungerührt und fast mit Freude hinnehmen, steht es schlecht bestellt um Demokratie, die freie Rede und den Pluralismus. In so einer Welt steht es schlecht um die Freiheit. Warum das so ist und warum wir uns dagegen auflehnen müssen, soll im Weiteren der Gegenstand sein.
Das Internet von heute wird beherrscht von einer Handvoll Konzernen. Diese Konzerne sind nicht einfach kommerzielle Anbieter, die lediglich ihre Werbung verkaufen wollen und etwas Geld verdienen, sondern sie bilden ein Monopol, was das gesamte Leben der Menschen durchdringt und beeinflusst. Seit Snowden wissen wir zudem, dass sich die wichtigsten Techkonzerne zu PRISM zusammen geschlossen haben und damit sehr wohl ein „staatlicher“ Akteur sind. Das heißt, sie sind sehr wohl ein politischer, ideologischer Apparat und unverschämt viel Geld verdienen sie auch noch. Ein Akteur, der schafft, dass du dieses oder jenes Produkt kaufst, schafft auch, dass du gegen dieses oder jenes Land Krieg führen möchtest. Des Weiteren ist durch die allumfassende Überwachung aller Aktivitäten, die die Menschen im Internet veranstalten (und mit ALLE Aktivitäten sind auch wirklich ALLE gemeint) eine ungeahnte Möglichkeit zu Klassifikation der Menschen und damit zur gezielten Manipulation gegeben.
Um zusehen, wie tief das bis in unsre privatesten Nischen geht, braucht man sich nur mal die 4 „Großen“ anzuschauen. Google, Microsoft, Facebook und Apple. Jede Suchanfrage läuft über die 4, jeder Chatverlauf, fast jede E-Mail wird gelesen, so gut wie jede Website hat Tracker, jedes Video, einfach alles. Sobald ihr ein Gerät ans Netz lasst, ist es nicht mehr eures. Es gehört dann Microsoft oder beim Telefon wohl Google oder (und das machts nicht besser) Apple. Skype, WhatsApp, Zoom, euer Browser, alles alles alles gehört PRISM, wird vom militärisch-industriellen Komplex überwacht, gesteuert, manipuliert, gespeichert, ausgewertet.
Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern da geht es um unsere Gesellschaft und um unsere Zukunft, da geht es schlicht und ergreifend um unsere Demokratie! Die ist mehr als in Gefahr. Im Moment haben wir das alles Aufgeben. Wir leben in völlig undemokratischen Verhältnissen. Verhältnisse, die die Zivilgesellschaft eigentlich niemals dulden würde. Die Jakobiner hätten Bill Gates den Kopf abgetrennt, heute gilt er manchen regelrecht als Held (habt ihr noch nie einen Endzeitfilm gesehen? Der Böse spendet immer großzügig an Waisenhäuser. Daran erkennt man ihn schon fast) Aber Spaß beiseite es geht nicht um Einzelpersonen, das ist ein System, das ist das System!
Wir müssen uns also, wie schon so oft in der Menschheitsgeschichte, Selbstermächtigen, wir müssen uns Emanzipieren (und damit ist NICHT gemeint, dass mehr Frauen in die Chefetagen der Konzerne sollten). Wir müssen unsere Freiheit selbst in die Hand nehmen. Der digitale Raum IST nun der öffentliche Raum und dort brauchen Menschen die Kontrolle, sonst ist es eben wie jetzt und wir werden kontrolliert und manipuliert und ..fuck!