10. Kapitel Radikale Aufklärung – Software und die offenen Quellen

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Software und die offenen Quellen

Wenn wir davon ausgehen, was wir ja hier machen, dass die gesamte Welt und alle Bereiche der Gesellschaft digitalisiert sind bzw. werden, dann rückt eine Kulturleistung der Menschheit in den Fokus, die Software. Software und Programmiersprachen sind damit kein simples Nebenprodukt einer neuen Technik mehr, sondern sind das Rückgrat und die Basis dieser neuen digitalisierten Welt.

Programmiersprachen sind kunstvolle Informationswerkzeuge, die an Komplexität und Gehalt den klassischen Hochsprachen in nichts nachstehen. Alles, was wir heute als Digitalisierung oder Internet bezeichnen, beruht auf Software. Jede Applikation, jede Website, jede Maschinensteuerung, jede Steuerung eines Atomkraftwerks, einfach alles, was in irgendeiner Art digital ist (und das ist in einer digitalen Gesellschaft eben alles) wird über Software, das heißt über ein von Menschen erstelltes Schriftstück gesteuert. Es ist gewissermaßen Literatur in einem völlig neuen Sinn.

Wenn man sich das klarmacht, wird deutlich, dass es sich dabei um ein Machtinstrument, wenn nicht gar um DAS Machtinstrument einer neuen Zeit handelt. Software kann die Basis der Informationsgesellschaft, also die Information, beliebig ändern, manipulieren, löschen und erschaffen. Das ist zum einen ihre Aufgabe, zum anderen lässt dies enorm viel Platz zum Missbrauch aller Art.

Die Frage ist somit, wie lässt es sich erreichen, dass die Menschen, trotz unterschiedlicher Voraussetzungen und Fähigkeiten, Besitzer der Software werden können, die sie benutzten und benutzen müssen? Die Antwort ist, dass sich diese Software so weit dezentralisieren muss, dass sie am Ende niemanden gehört, oder positiv, dass sie allen gehört.

Dieser Grundsatz klingt recht abstrakt und undurchsetzbar. Aber es gibt eine verblüffend einfache Logik, die das bewerkstelligen kann. Und das ist, wie zu erwarten, die open source Software. Nicht alle quelloffenen Anwendungen sind damit gleich emanzipatorisch, aber die Struktur dahinter ist mächtig und hat die Fähigkeit dieses Ziel zu erreichen.

Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist die Relevanz quelloffener Strukturen nicht erkannt. Offene Software gilt als Nischenprodukt, welche zwar kostenlos, aber von meist schlechter Qualität ist. Die Idee dahinter scheint zu simpel, um von gesellschaftlichem Stellenwert zu sein. Doch schaut man sich die Definition genauer an, zeugt sie von enormer Kraft.

Wie oben erwähnt gibt es drei Grunddefinitionen als Voraussetzungen.

Zum einen wäre da die freie Zugänglichkeit. Die erste Definition lautet: “Die Software liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor”. Das heißt, jeder Mensch, der die entsprechende Programmiersprache beherrscht, kann das Geschriebene verstehen und in jeder Form verändern. Das setzt voraus, dass es für eine Allgemeinbildung in einer digitalisierten Welt unerlässlich ist, dass eine dieser “neuen” Sprachen beherrscht wird. Wäre das so, würde vollständige Transparenz der oben als Machtinstrument definierten Strukturen möglich sein. Da das nicht alle gleich gut können, reicht es bei einem vollkommen freien Quellcode ja, wenn eine ausreichend große Menge der Zoon politikon nach individuellen Fähigkeiten diese Überprüfung der Instrumente übernimmt. Da der Quelltext offen vorliegt, kann das eine enorm große Gruppe von Experten sein, die sich noch nicht mal kennen müssen, um diese Aufgabe zu erledigen.

Die zweite Definition lautet: “Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden.” Dies sichert zum einen, eine permanente Verfügbarkeit und zu anderen ist es eine radikale Abkehr vom Privatbesitz von Software. Moderne Software wird als Menschheitsleistung begriffen und kann damit keinen Besitzer haben. Verbindet man das mit der ersten Definition wird klar welches Potenzial dahintersteht und man kommt zur dritten Definition “Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden.”

Wenn jeder zu jeder Software uneingeschränkt Zugang hat und diese Texte in jeder beliebigen Form verändern und wiederum allen uneingeschränkt zur Verfügung stellen kann, entsteht eine unglaubliche Kombination an Wissen. Auch werden, ganz dialektisch, Widersprüche aufgelöst. Sind die Anwendungen für eine Gruppe unnutzbar und falsch, dann kann sie Änderung zu ihrem Vorteil vornehmen, ohne die Gruppe zu bevormunden, die mit der Originalanwendung gut zurechtkommt.

Eine dialektische Synthese, ein echter Pluralismus könnte entstehen.

I had a so-called meme on my blog today with a Nietzsche quote. Today, everyone embellishes their idea with an authority argument, in which a sentence taken out of context is supposed to confirm their own position or discredit that of the person opposite. So also I. It was against the state … I don’t trust it.

Now there are smart people who are honest with me and tell me that it doesn’t work that way. That is true with every one of those 143 character statements that define our world today and with Nietzsche especially.

My thesis is anyway (and therefore I am particularly ashamed of the meme) that Nietzsche can only be understood as a radical dialectician. All these insinuations that he was an arch-aristocratic proto-fascist. Ubermensch and chosen ones. The saddest reactionary idealism, worse than a progressive liberal. They are completely wrong. N. is certainly in opposition to the materialism that is gaining ground, but he does not oppose it with an irrational, idealistic worldview (then he would have no meaning today either), but he takes the Hegelian dialectic to the extreme. He shows that you can never advance to a rational, objective truth. The opposition is inescapable. But that it is therefore all the more important, before you can even approach dialectical „truth,“ that you must first overcome all irrational, ideological sophistry. Hence his polemics against compassion and Christianity, etc. You have to overcome the obvious shortcuts. The worst of all these shortcuts is resentment, prejudice. If you are against all Russians or all Jews etc..

Then you can never penetrate to the, even incomprehensible, dialectical truth. But nobody intended to do that anyway. Unfortunately.