Johann Sebastian Bach und der Teufel

Wer mich kennt, weiß ja, dass ich nicht glaube, dass es einen gerechten Gott gibt, zumindest keinen, nach dem man sich richten kann. Es gibt keine Regel a priori, keinen Großen Anderen, den man fragen kann, wenn man nicht weiterweiß. Die Welt ist satanisch, die einzige Autorität bist du selbst, die einzige Regel lautet „Tue was du willst“.

Nun wäre die Welt schrecklich, würde sie einfach so sein, willkürlich und brutal. Zu allen Zeiten der Menschheit, war klar, dass in dem unendlichen, dionysischen Chaos eine Ordnung versteckte, etwas Apollinisches, was immer da ist. Es gibt eine Harmonie der Welt. Nur so kann die Welt bestehen.

Diese Harmonie kann man als göttlich begreifen (auch wenn man sie nicht mit Gott verwechseln sollte). Musik ist der Ausdruck der Harmonie. Harmonie folgt genauen Regeln und diese Regeln liegen tatsächlich vor der menschlichen Erkenntnis. Was ein Mensch als harmonisch empfindet, ist angelegt. Alle Menschen empfinden das gleich. Die Vögel zwitschern streng nach der Harmonielehre. Disharmonisch sind nur Warn- und Notrufe.

Deswegen folgt die Musik strengen Regeln. Diese haben ihre Basis in der Harmonielehre. Nur mach Musik noch viel mehr, sonst wäre sie einfach Mathematik. Sie durchbricht die Harmonie. Sie vereint das dionysische und das apollinische Prinzip. Das klingt nach Nietzsche? Nietzsche ist der Philosoph der Musik. Kant, Hegel bis Marx stehen für die Vernunft. Für die Totalität der Vernunft – Musik durchbricht das zum Glück.

J.S. Bach wollte Musik zu Gottes Ehren machen. Er hielt sich damit genau die Harmonielehre und begründete damit auch diese als moderne Wissenschaft. Er vermied den Tritonus, Diabolus in Musica, das „Teufelsintervall“ und wie öde wäre die Welt, würden sich alle nur nach Bach richten und wie unmusikalisch wäre sie würden sie es nicht tun!

Jede Kunst und jede Musik entsteht genau in diesem Spannungsfeld. Zwischen Falsch und Richtig. Zwischen satanisch und göttlich. Zwischen Apollo und Dionysius! Und wenn eine Seite gewinnt, sind wir verloren.

Teufels Intervall

Never Choose!

Counterpart – second voice

Undead service for guitarists. I once notated a piece by J.S.Bach in tabs. Not because it’s so beautiful, but because it’s a great way to learn and practice counterpoint.
This is the second voice, and we all use it all the time. Harmony follows rules. The nice thing about rules is that you can and should break them. But to do that, you first have to know them.

Undead service für Gitarristen. Ich habe mal ein Stück von J.S.Bach in Tabulatoren gesetzt. Nicht weil das so schön ist, sondern weil man so den Kontrapunkt lernen und üben kann.
Das ist die zweite Stimme, und die benutzen wir alle ständig. Harmonie folgt Regeln. Das Schöne an Regeln ist, man kann und sollte sie brechen. Aber dafür muss man sie erstmal kennen.