Extremismus der Mitte

Ein Zeichen, dass eine Gesellschaft nicht mehr lange überleben kann, ist, wenn unterkomplexe Systeme zur Erklärung der Realität herangezogen werden müssen. Wenn die Zeiten anti dialektisch sind und eine Gesellschaftsordnung nicht mehr zu Ausgleich der verschiedenen Interessen und Bedürfnisse dient. Sondern es eine populistische Mitte gäbe, der sich alles unterordnen müsste.

Behauptet wird weiterhin, es gäbe zwei sich widersprechende Strömungen, die angeblich das gesamte dialektische Spannungsfeld abdecken würden und eine dieser Strömungen müsse zum nie erreichbaren Sieg geführt werden. Das ist das US-amerikanische Prinzip bzw. das von Karl Popper (ein Vordenker der neuen Rechten) propagandierte System einer zwei Parteien Gesellschaft. Zusammen mit der Hufeisen- bzw. Extremismustheorie stellt es sicher, dass alles außerhalb einer halizunierten Mitte, alles progressive Denken untragbar, ja regelrecht menschenverachtend wäre.

Nun ist es aber immer die Mehrheit, der Einhalt geboten werden muss. Es ist immer die Mitte, die Kriege beginnt, es ist immer die Mitte, die Vernichtungslager baut, es ist immer die Mitte, die illegitime Herrscher und Eliten an der Macht hält!

Die Mehrheit und die Mitte sind der Ort für wahren Extremismus! Dieser Mitte muss mit allen Mitteln Einhalt geboten werden.

Seit Cicero wissen wir, dass nur eine ausgeglichene Republik, die keine „Mitte“ besitzt, sondern den vielen Strömungen einer Gesellschaft Raum und Macht gibt, zu wahrem menschlichem Zusammenleben führen kann. Wieder einmal sind wir weit davon entfernt.

SEHT WOHIN UNS DIE NORMALEN GEBRACHT HABEN. ES IST ZEIT, IHRE MACHT ZU BEENDEN.

Der Durchmarsch der Neuen Rechten

Seit Alain de Benoist und seinem Buch Nouvelle Droite ist die Neue Rechte unbeirrt und äußerst erfolgreich am Werk. War es lange gute antifaschistische Praxis, die Unterwanderungs-Bestrebungen und die Übernahme der Diskurshoheit aufzudecken und zu unterbinden, muss man das heute als gescheitert betrachten. Selbst als „antifaschistisch“ betitelte Diskurse werden heute klar und noch nicht mal sehr versteckt von den Rechten dominiert.

Zum einen die Identitätspolitik, die weitestgehend 1:1 in den öffentlichen Diskurs übernommen wurde. Menschen werden als „Identitäten“ definiert, die es dann zu schützen oder zu bekämpfen gilt. Auf nahezu jedem twitter Profil findet man solche Aussagen. Unwidersprochen. es gilt als gute „linke“(sic!) Praxis. Ist es aber nicht, es ist klar rechtsradikal.

Oder die Relativierung des NS-Regimes und des Hitlerfaschismus. Natürlich sagt die Neue Rechte nicht, „das war alles halb so schlimm.“ Sondern man bedient sich der sog. Extremismus- oder Hufeisentherorie. Man setzt s.B. die DDR oder noch zynischer die Sowjetrepubliken mit dem Faschismus gleich. Damit verliert er allen Schrecken(die anderen  waren schließlich noch schlimmer) und man verhöhnt ein weiteres Mal die Opfer. Das ist eine klar faschistische Position, die man immer und immer wieder auch im Staatsdienst und den Staatsmedien sieht. Auch das ist unwidersprochen. auch das gilt als „antifaschistisch“. Ein riesiger Erfolg der Rechten.

Ethnopluralismus und nationale Identität. Wer kennt nicht Menschen, die Katarer oder Russen oder Chinesen hassen, nur weil sie im „falschen“ Land leben. Nationaler Chauvinismus in Reinform. Unwidersprochen. Extrem verbreitet. Eigentlich „links“. Den Faschos gehen die feuchte Höschen nicht aus…