Lesen, lernen, widerlegen..

In einer Welt, wo Wissenschaftler, Entscheider und Menschen, die eigentlich die Welt reflektieren müssten, alles auf 140 Zeilen reduzieren können, muss ja der Wahnsinn ausbrechen. Für eine Kultur des Lesens, Lernens und Reflektierens. Heute ist ja Sonntag, da kann man auch mal etwas lesen. Oder man hört sich die TTS Sprachdatei an, die es zu jedem Kapitel gibt.

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9. Kapitel Radikale Aufklärung – Demokratie, das beste aller Systeme?

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Demokratie, das beste aller Systeme?

Die Digitalisierung ist ein globales Phänomen, es hat damit das Potenzial eine echte, gleichberechtigte Weltgemeinschaft zu etablieren. Heute ist es problemlos möglich, mit nahezu allen Menschen in allen Teilen der Welt in Echtzeit zu kommunizieren. Sprachbarrieren werden mühelos von Software überbrückt, eine Weltsprache kann entstehen, die aus allen bekannten Sprachen besteht, welche völlig frei und unabhängig sein könnten und doch wäre jeder Mensch fähig, die Sprache jedes anderen Menschen mühelos zu verstehen. Dies zusammen wäre mehr als der Internationalismus der Kommunisten, es würde eine Weltgemeinschaft, eine Weltgesellschaft möglich machen.

Dieses Phänomen ist heute schon allgegenwärtig. Es löst eine ebenso extreme Gegenbewegung aus, eine Reaktion. Überall auf der Welt kann man einen Rückfall in den Nationalismus beobachten. Nationalismus als Ideologie, und darum handelt es sich ja hier, endet in Barbarei, wie es uns, aus der europäischen Geschichte bekannt ist. Auf den ungebremsten Informationsfluss, welcher der Digitalisierung innewohnt, reagieren die Inhaber der Macht mit hilfloser Zensur und Manipulation der Informationen. (Und das gilt auch für einst bürgerliche, liberale Staaten, die bis dahin wenigstens den Schein eines Respekts gegenüber der freien Meinungsäußerung aufrechterhielten).

So bedrückend Nationalismus, Zensur und Willkür auch sind, wie stark diese Reaktion auch ist, in einer vollkommen globalisierten und digitalisierten Welt werden diese Phänomene auf Dauer keine Rolle spielen können. Wirken sie doch schon jetzt, am Beginn dieser neuen Entwicklung, hilflos und jämmerlich, allerdings dadurch umso gefährlicher.

Wenn es aber möglich ist, eine Weltgemeinschaft zu etablieren, wie könnte dann ein politisches System, was dem gerecht wird, aussehen? In der klassischen Politik (also der Wissenschaft des Zusammenlebens) und in der politischen Philosophie, teilt man oft in ein idealtypisches System und eins, was unter den realen Verhältnissen durchsetzbar wäre.

In der Antike bis zur frühen Neuzeit kennt man typischerweise die denkbaren Gesellschaftsformen als Sechsergruppe mit 3 guten und 3 schlechten Formen. Die guten sind da meist die Monarchie, als Herrschaft des Einen jedoch Guten, die Aristokratie als Herrschaft der Wenigen jedoch Fähigen, die Polite als Herrschaft der Vielen jedoch Würdigen. Die schlechten Formen sind mehrheitlich die Demokratie als die Herrschaft des Volkes und damit der Armen, die Oligarchie als die Herrschaft der wenigen Reichen und die Tyrannis als die Herrschaft eines Despoten, eines Tyrannen.

In der Neuzeit wandelt sich die Polite langsam in den wesentlich komplexeren Liberalismus oder in eine repräsentative Demokratie, was einer Staatsherrschaft gleich kommt. Die klassische Demokratie wandelt sich in den Kommunismus, der Diktatur des Proletariats. Seit der Aufklärung und dem Aufkommen des Individuums als politischer Akteur entstand eine weitere denkbare politische Form, der Anarchismus. War die Anarchie in der Antike lediglich die Abwesenheit des Staates, also das Nichtvorhandensein der Gemeinschaft, wurde er mit dem Aufkommen der Menschenrechte als Naturrecht und dem souveränen Individuum, als eine Herrschaft ebendieses Individuums, zum Nutzen aller begriffen.

Bereits Cicero erkannte, dass eine reine Herrschaft der oben beschriebenen 6 Formen einer komplexen Gesellschaft niemals gerecht werden würde und dass die einzelnen Formen sich immer, in einem Abwärtstrend, zum Schlechten und zur Instabilität bewegen. Er schlug also eine Verbindung aller Formen vor, was man als eine frühe Form der dialektischen Betrachtungsweise interpretieren könnte.

Nun gibt es in der Politik keinen moralischen Dualismus, der leicht gute von schlechten Gesellschaftsformen unterscheiden kann. In einer hochkomplexen modernen Gesellschaft, und erst recht in einer Weltgemeinschaft, gibt es so viele legitime Einzelinteressen und grundverschiedene Ausgangssituationen, dass es unmöglich wird ein System zu etablieren, was dem gerecht werden könnte. Die einzige Möglichkeit, die es gibt, ist die konsequente Anwendung der dialektischen Betrachtungsweise.

Da es ausgeschlossen ist, dass sich die Widersprüche vereinen lassen, müssen sie als Widersprüche akzeptiert sein. In der Dialektik gibt es den Dreischritt der These, Antithese und Synthese. Dabei lösen sich die widerstrebenden Teile, These und Antithese, in der Synthese auf. Wie diese Synthese in einer hochkomplexen Welt gelingen kann, ist eine Herausforderung der Menschheit. Auch da, und gerade da, kann uns eine Digitalisierung der offenen Quellen von enormen Nutzen sein.

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8. Kapitel Radikale Aufklärung – Die Rückeroberung der Privatheit

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Die Rückeroberung der Privatheit

Kant sieht in seinem Gesellschaftsvertrag die Vernunft in eine private und eine öffentliche Vernunft geteilt. Private Vernunft ist dabei die Art von Vernunft, die wir im “Amte” anwenden können, also eine Vernunft, die starken Einschränkungen unterliegt und deren Einhaltung für das reibungslose Gelingen notwendig ist. Die öffentliche Vernunft ist dagegen die des “Gelehrten”. Diese sollte, nach Kant, frei sein und alles hinterfragen und aussprechen dürfen.

Neben der Vernunft in der Öffentlichkeit gibt es noch einen Bereich der absoluten Privatheit. Also den Bereich der Familie, der Freunde oder des eigenen Ichs. In der Antike nannte man das Oikos, der Hausverband. Solang dieser Bereich nicht die Öffentlichkeit berührt, also z.B. keine allgemeingültigen Gesetze bricht, ist dort alles erlaubt und wird im Oikos selbst verhandelt. Nicht umsonst sind dort Sexualität und andere Dinge, die “öffentliches Ärgernis” erregen würden, angesiedelt.

Doch was passiert in einer digitalen Gesellschaft, in der sich diese Jahrhunderte alten Grenzen zwischen diesen Bereichen praktisch über Nacht aufgelöst haben? Diese Auflösung geschieht zum einen durch eine permanente Selbst-Publizierung in Echtzeit in den sogenannten “Sozialen Medien.” Und zum anderen, und wesentlich gravierender, durch die technisch machbare und real stattfindende Totalüberwachung und Aufzeichnung aller sich im digitalen Raum vollziehenden Ereignisse.

Da wir uns in einer vollkommen digitalisierten Welt befinden, finden auch alle Bereiche des Lebens dort eine Abbildung. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um den privaten Bereich des Oikos oder um die öffentliche Betrachtung eines gesellschaftlichen Problems handelt. Wird also alles öffentlich und, wie heute jeder weiß(5), permanent aufgezeichnet, so bedeutet dies die völlige Abschaffung der Privatsphäre, des privaten Bereichs, des Oikos.

Das ist fatal. Während die öffentliche und private Vernunft, lediglich und wie zu allen Zeiten, neu verhandelt werden muss, ist der Wegfall der Privatheit eine Zäsur in der Menschheitsgeschichte und galt bis dahin als ein Folterinstrument des Panoptikum in Strafanstalten und Gefängnissen.

Privatheit und Privatsphäre sind aber untrennbar mit gesellschaftlicher und individueller Freiheit sowie einem menschenwürdigem Leben im Allgemeinen verbunden. Die Rückeroberung der Privatheit ist somit der entscheidende Kampf am Beginn einer allumfassenden Digitalisierung, die keinen analogen Raum mehr lässt.

Doch wie kann dies geschehen? Im Bereich der Softwaresicherheit gibt es das Konzept des militarisierten und demilitarisierten Bereichs. Man geht davon aus, dass jedes Gerät und jedes Programm, welches mit dem weltweiten Netz verknüpft ist, immer angegriffen, ausgelesen, kompromittiert und manipuliert wird (oder werden kann). Alles, was im Internet, im digitalen Raum geschieht, findet also in der militarisierten Zone statt und ist laut Definition permanenten Angriffen ausgesetzt.

Die Antwort, wie man also Privatheit auch im digitalen Raum herstellen kann, kommt folgerichtig aus der Militärtradition. Es ist die Kryptografie. Seit dem Beginn militärischer Auseinandersetzungen hat die Menschheit versucht, wichtige Nachrichten so zu verändern, dass der Feind sie nicht auswerten kann.

Da im Internet potenziell alles vom “Feind” (in diesem Fall vom Feind der Privatheit) beherrscht sein kann, ist es also dringend notwendig, dass alles, was privat ist, und sei es noch so uninteressant und belanglos, verschlüsselt und kryptografiert sein muss. Die Herstellung einer voll umfassenden Kryptografie des privaten Bereichs ist damit eine der wichtigsten Aufgaben der Menschheit in der neuen Epoche.

Neben der Herausforderung dies den Menschen bewusst zu machen und umzusetzen, besteht eine der größten Schwierigkeiten darin, dass zur Ver- und Entschlüsselung kryptografische Werkzeuge benötigt werden. Diese können nicht in der Hand Einzelner oder Gruppen liegen, sondern müssen frei sein und als offene Quelle vorliegen. Das kryptografische Werkzeug an sich darf also selbst keine Geheimnisse beinhalten. Das Geheimnis zur Verschlüsselung, der Schlüssel muss in der Hand des einzelnen Individuums liegen, genau wie ein Schlüssel, mit dem man seine Wohnungstür verschließt, bevor man privaten Vorlieben nachgeht.

(5) Permanent Record (2019) Edward Snowden ISBN 9781529035650

Left hand – Triumph of the will. The world will whimper in our wake.

https://invidious.flokinet.to/watch?v=KHzWDY-YnBI

Left hand power of the pure
The world will tremble at our command
Left hand power of the lords
Builds upon our destiny

Destiny, take this land
Take this land by the death of man
Left hand triumph of the will
The world will whimper in our wake

At war with the planets
At war with all mankind
We will change the face of this earth
As our lord commands

In our holy quest for supremacy
Be our holy crime
(Grail?)

Left hand power to take
What was ours from the day of birth
Left hand is grasping strong
It does not fear its destiny

At war with the planets
At war with all mankind
We will change the face of this earth
As our lord commands

In our holy quest for supremacy
Be our holy crime
(Grail?)

Left hand, destiny
Left hand

At war with the planets
At war with all mankind
We will change the face of this earth
As our lord commands

In our holy quest for supremacy
Be our holy crime

Open Source als philosophisch, ethisches Phänomen

In meiner Essay Sammlung „Radikale Aufklärung – Eine Welt der offenen Quellen“ versuche ich die Open Source Bewegung als relevantes, historisches Phänomen zu beleuchten. 5 Kapitel habe ich schon und bin von der Ethik und der Freiheit nun zu den offenen Quellen vorgestoßen. Wen so was interessiert, kann das gern mal lesen und mich widerlegen. Ich bin für jeden Gedanken dankbar.

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Freedom, our highest value? – Reading from „Radical Enlightenment“ A.E. Freier

LISTEN HERE

TRANSLATION by DEEPL (AI) https://www.deepl.com

Freedom, our highest value?

Descartes, Spinoza, Rousseau and Kant and all the other great thinkers and philosophers of the European Enlightenment have one principle in common (and thus central to Enlightenment thought): the self-determination of humans. Man has a „natural right“, a human right, which is laid in his cradle, so to speak. Humans are born with a free will and thus have the natural right to make their own decisions and to decide about themselves.

Kant, in his essay „Answering the Question: What is Enlightenment?“(3), summarized the idea of enlightenment with „Have courage to use your own mind.“ together. The idea of independence from the church, authorities, and monarchs has been central to every modern, bourgeois society since.

Unlike modernity, which is a purely social, European product, the Enlightenment seems to be a process of universal emancipation inherent in all humanity. Freedom is not negotiable. Freedom is a human right.

Unlike freedom, immaturity is not a law of nature; immaturity must be acquired. Since antiquity, thinking humans have asked themselves why it is possible that the few can always rise above the many and impose their will on them. For the many it would be easy to send the monarch or the lord packing.

Besides apathy, it is always fear that keeps humans in bondage. Fear of the unknown, fear of the enemy, of diseases, plagues, God or demons. All these fears are anti-Enlightenment because they always aim at an irrational core. The European Enlightenment opposed irrationalism with empirical, rational thinking that can describe all phenomena recognizable on earth as a sequence of cause and effect. This means that everything in the end becomes investigable, categorizable and thus explainable. Fear has no place there and can only be part of the individual experience, but has no universal value.

Rationalism, as shown above, is by no means unchallenged. But all our modern, high-tech industrial societies are based on the knowledge that every effect also has a cause.

But is this still true in our time? Is it desirable for the individual to decide freely? In the face of the threats of the coming epoch? In the face of global warming, epidemics and unmanageable conflicts? Is not a pre-Enlightenment dualism, a clear division into good and evil, much better suited to the challenge of the future than a free will that will ultimately push us into ruin?

This view of the world is strongly prevalent at the beginning of the 21st century. Nietzsche calls it, not without reason, slave morality. A simplistic moral determinism that can explain the world with a simple good/evil concept is reactionary in any case. Many of the contemporary proponents of this ideological dualism do not consider themselves part of the reaction at all, but as pioneers of an unknown future. Significantly, this ideology includes a myth of new beginnings and the end of history. Consistently dualistic, the knowledge of mankind is categorized as „traditional knowledge“ and presented as outdated and unfit for the future. The question of whether children in Germany should still read Goethe’s Faust in school has already been raised.

If you think about it for a moment, it would be easy to notice that this kind of thinking calls for the end of reason and would bring a blush of shame to the face of even every irrational, religious idealist.

Why, especially now, when the world is facing enormous challenges, should history no longer apply? Did Jesus come back? Has a Mayan prophecy come true? Why should immaturity and conformity be guarantors for solving unprecedented social changes just now? Or is it not all the more important today to question things and come to a self-determined judgment?

Thanks to Hegel, we have been given an excellent (though admittedly difficult to use) tool to describe the world in its contradictory and confusing totality. The dialectic. This is our treasure, our great advantage. Never should we give it up. Especially not for a pre-stone-age, techno-gnostic dualism à la Silicon Valley, which tells us early via smartphone what is good or evil today.
Down with immaturity, up with freedom!

„Have the courage to use your own mind.“